Hommage an das Leben an der Enz

03.12.2011

Verschönerungsverein plant 2012 eine Stele mit historischen Hochwassermarken

Heimatgeschichtliches Relikt: Bei Bildhauer Berthold Scheible warten die Hochwassermarken, die einst an einem mittlerweile abgerissenen Haus aus dem Jahr 1794 zu finden waren, auf ihre weitere Bearbeitung. Die älteste Marke weist für das Jahr 1824 in der Enzstraße einen Wasserstand von 2,09 Metern über dem Gehweg auf. Foto: Fotomoment
Heimatgeschichtliches Relikt: Bei Bildhauer Berthold Scheible warten die Hochwassermarken, die einst an einem mittlerweile abgerissenen Haus aus dem Jahr 1794 zu finden waren, auf ihre weitere Bearbeitung. Die älteste Marke weist für das Jahr 1824 in der Enzstraße einen Wasserstand von 2,09 Metern über dem Gehweg auf. Foto: Fotomoment

MÜHLACKER. Mit vollem Elan und konkreten Plänen steuert der Verschönerungsverein Mühlacker seinem 120-Jahr-Jubiläum im kommenden Jahr entgegen. Der Verein, betont Vorsitzender Albrecht Münzmay, habe nichts von seinem Schwung verloren, auch wenn er häufig „im Stillen“ wirke.

Beweis dafür sind die Projekte, die für 2012 ins Auge gefasst und typisch für die Arbeit des Vereins sind, der mit einem überschaubaren Grüppchen von aktiven Funktionären und einem großen Unterstützerkreis von 300 Mitgliedern und Sponsoren seinen Beitrag zu einer attraktiven und lebenswerten Stadt leistet. Zum Beispiel, indem er im Jubiläumsjahr ein vermeintlich unscheinbares Stück Heimatgeschichte, das er einst vor der Bauschuttdeponie bewahrte, neu ins Rampenlicht rückt: Steinerne Hochwasser-Marken, die bis zum Abriss und Neubau Anfang der 1980er Jahre am alten Gebäude der Firma Farben Geissel an der Enzstraße zu finden waren, sollen in eine neue Stele eingearbeitet und zu einer dauerhaften Erinnerung an die Fluten der Enz werden. Geplant ist, wie Münzmay berichtet, die neue Stele, die er selbst entworfen hat, auf der anderen Straßenseite in der Nähe der Bushaltestelle bei der Villa Bauer im Wertle zu platzieren. „Das Gelände hat das gleiche Höhenniveau wie der frühere Standort.“

Doch Albrecht Münzmay und seine Mitstreiter haben noch mehr vor. Die Aktion „Sommerblumen“ könnte zum Beispiel den Grünstreifen am Ortseingang aus Richtung Pforzheim verschönern oder auch am Hochwasserdamm bei Dürrmenz mit einer neuen Blüten-pracht den Blick auf das Jahr 2015 richten, wenn im Wertle die kleine Gartenschau stattfindet.

Jeweils ist die Taktik dieselbe: Der Verein entwirft eine Idee und sucht anschließend nach (finanziellen) Förderern für die Umsetzung. Das kann, wie die Sanierung der Burgruine Löffelstelz zeigte, auch in größerem Rahmen geschehen: Runde 100 000 Euro steuerte der Verein damals bei. „Das zeigt, dass die Arbeit in der Bevöl-kerung großen Rückhalt genießt. Wir können auf Unterstützung bauen“, sagt Albrecht Münzmay nicht ohne Stolz.
Seit 25 Jahren steht der 67-Jährige an der Spitze des Verschönerungsvereins und hat damit ein Amt, das er, wie er schmunzelnd sagt, „frühestens mit 80 Jahren“ wieder abgeben darf. Das Stadtbild, weiß der Dürrmenzer, liege den Menschen in Mühlacker am Herzen, heute genauso wie vor 119 Jahren, als 1892 im Nebenzimmer des „Adler“ in Dürrmenz der Verschönerungsverein aus der Taufe gehoben wurde.

Der aktuelle Vorsitzende kennt die Klagen über die angeblich unschöne Stadt Mühlacker, die vorwiegend aus der eigenen Bevölkerung kommen. „Ich habe viele Kunden von außerhalb“, sagt der Goldschmied mit eigenem Atelier, „und die sind immer ganz begeistert von Mühlacker und schwärmen davon, wie schön wir es hier haben.“ Auch ohne historischen Ortskern habe Mühlacker mit seinen Stadtteilen viele schöne Seiten, die sein Verein als Ergänzung zu den Sanierungsprojekten der Stadt zusätzlich hervorheben will. „Es hat sich in den vergangenen Jahren unheimlich viel getan“, lobt Münzmay die jüngsten Veränderungen, die mit dem Grünprojekt nochmals forciert würden: „Die Gartenschau ist wichtig.“
2015 will sich der Verein, sofern es ins Gesamtkonzept passt, mit einem Skulpturenweg an der Großver-anstaltung beteiligen. Einen zusätzlichen Blickfang für die Burgruine verspricht schon im neuen Jahr der Plan, eine Skulptur von Gerlinde Beck im unteren Keller der Löffelstelz unterzubringen, wo sie bei Führungen besichtigt werden kann. Der „Sender- geist“, den die 2006 verstorbene Künstlerin aus Großglattbach im Jahr 2005 aus Anlass des Stadtjubiläums in der Innenstadt zeigte, wird zum Burggeist, wobei Beck selbst dem Geist ihre Stimme verlieh, die künftig vom Tonband die Besucher der Burg begrüßen soll.

Mühlacker Tagblatt vom 3.12.2011, Text: Thomas Eier