27.09.2016
Ein Stein-Schiebefenster für Lienzingen
Lienzingen feiert dieses Jahr bekanntlich sein 1250-jähriges Bestehen. Und die Lienzinger sind dafür bekannt, dass sie ihre historischen Schätze im Etterdorf immer in Ehren halten. Insofern war es ein schwerer Verlust, als Roland Straub vom Arbeitskreis Jubiläum, der überdies als Ortsführer und Heimatgeschichtskenner sehr aktiv ist, Anfang des Jahres entdeckte, dass ein Originalsteinfenster in der Herzenbühlgasse gestohlen wurde.
Solche Fenster stammen aus dem 18./19. Jahrhundert und wurden in ländlichen Gegenden für die Gewölbekellerbelüftung eingesetzt. Bei Kälte wurden sie einfach zugeschoben. Eine entsprechende Hinweistafel in der Herzenbühlgasse 36a weist auf das besondere Fenster hin. Bei einem Ortrundgang durch das Etterdorf mit dem Bauforscher und Archäologen Tilmann Marstaller, der einst schon beim Sammeln der Scherben auf der Burg Löffelstelz dabei war, habe sich Marstaller über den Fensterdiebstahl furchtbar aufgeregt, berichtete Ewald Scheytt. Um den Schmerz der Lienzinger nun zu lindern und gleichzeitig ein Geschenk zum 1250-jährigen Bestehen Lienzingens zu offerieren, schuf der Senderstädter Verschönerungsverein mit seinen rund 80 Mitgliedern und dem Vorsitzendem Albrecht Münzmay nun Abhilfe und ließ das abhanden gekommene Steinfenster von dem Künstler und Steinmetz Berthold Scheible aus Mühlacker neu gestalten. „Der Künstler hat uns das Fenster gespendet“, freut sich Münzmay.
Das steinerne Fenster wurde fest installiert, damit es nicht erneut abhanden kommt. Über das neue Fenster freuten sich auch die Hausbesitzer Patrick Bolz und Ulrike Steiner. „Das ist eine schöne Idee“, sagte OB-Stellvertreter Günter Bächle. Zuvor merkte er allerdings humorvoll an, dass das letzte „Geschenk“ von Mühlacker an Lienzingen vor 41 Jahren die damals nicht so sehr gewollte Eingemeindung gewesen sei.
Foto und Text: Ilona Prokoph, Pforzheimer Zeitung (27.9.2016)
Bericht im Mühlacker Tagblatt: